Neue Anlage war erst im September 2017 offiziell in Betrieb gegangen
Die Zielvorgabe war ehrgeizig. Bis zu 45.000 Tonnen Einweg-PET-Flaschen jährlich wollte die Plastic Recycling Zeitz GmbH & Co. KG in Elsteraue nach eigenen Planungen wiederaufbereiten. Ob dieses Ziel erreicht worden wäre, wird eine offene Frage bleiben. Denn weit vor Jahresfrist, am 6. April dieses Jahres, meldete das im südlichen Sachsen-Anhalt ansässige Unternehmen Insolvenz an (Aktenzeichen IN 172/18, Amtsgericht Halle).

PET-Flaschen dieser Art sowie Blister wurden in Elsteraue recycelt. Foto: Wolfgang Floedl / pixelio.de
Dabei war die Kommanditgesellschaft hoffnungsfroh ans Werk gegangen. Erst am 1. September 2017 war eine neue Recyclinganlage im Gewerbegebiet Zeitz in Betrieb genommen worden. Das Investitionsvolumen lag nach Eigenangaben bei 18 Millionen Euro. Das Wirtschaftsministerium des Landes Sachsen-Anhalt beteiligte sich mit 4,853 Millionen Euro an Fördermitteln aus der Gemeinschaftsausgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur und machte dadurch offenbar die Finanzierung erst möglich. Eine Subvention, die nach Meinung eines Insolvenzexperten zumindest zu großen Teilen verloren sein könnte. Dem Vernehmen nach hatte das Unternehmen die Recyclinganlage als „erstes Werk“ deklariert, der weitere Standorte folgen sollen.
Die Plastic Recycling Zeitz GmbH & Co. KG hat mit modernster Anlagentechnik, nämlich dem CVP-HydroDyn-System gearbeitet. Dabei handelt es sich nach Unternehmensangaben um ein „innovatives Technologie-Konzept“, das „hochreinen Kunststoff“ liefert und „weitaus effizienter und umweltfreundlicher (ist) als herkömmliches Recycling“. Zudem wird der „Wasser- und Energieverbrauch um ein Vielfaches gesenkt“.
Wirtschaftlich scheint sich das smarte Konzept aber nicht gerechnet zu haben. Die Kommanditgesellschaft hat zuletzt 36 Mitarbeiter beschäftigt, die sich jetzt fragen, wie es weitergeht. Im Unternehmen konnte gestern kein Mitglied der Geschäftsleitung erreicht werden, sondern nur ein Mitarbeiter, der keine Aussagen treffen wollte.
- khg unter Verwendung von Informationen von EUWID-Recycling
Update I
Auch am 12. April 2016, konnte kein Mitglied der Geschäftsleitung erreicht werden. Telefonisch meldete sich unter der Rufnummer der Plastic Recycling Zeitz GmbH & Co. KG lediglich eine Person, die angab, ein Mitarbeiter zu sein, und in forschem Ton vermeldete, es sei “kein Geschreibsel” über das Recyclingunternehmen erwünscht. Nach Informationen von EM. DAS ENTSORGUNGSMAGAZIN sind inzwischen nahezu alle Mitarbeiter nach Hause geschickt worden. Aufgrund dieser Sachlage ist es eher unwahrscheinlich, das das Unternehmen aus der Insolvenz heraus weitergeführt wird.
Update II
Im vorläufigen Insolvenzverfahren der Plastic Recycling Zeitz GmbH & Co. KG ist der Fachanwalt Dr. Philipp Hackländer, Partner der White & Case Insolvenz GbR, zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt worden. Der renommierte Restrukturierungs- und Sanierungsrechtler verfügt über große Erfahrung und hat nach Eigenangaben bislang mehr als 350 Gesellschaften durch die Insolvenz geführt. Wie der in Berlin und Leipzig ansässige Experte Spezialist für komplexe Insolvenzfälle und Abwicklungen auf EM-Anfrage mitteilte, „geht es derzeit darum, einen Käufer für das Unternehmen bzw. die Aufbereitungsanlagen zu finden“. „Hierzu führe ich bereits Gespräche mit Investoren und rechne derzeit damit, dass spätestens im Juni 2018 eine Entscheidung fällt, die einen Weiterbetrieb der Anlagen und damit auch eine Weiterbeschäftigung der ca. 40 (ehemaligen) Arbeitnehmer ermöglicht“, so Dr. Philipp Hackländer gegenüber EM.
Update III
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