Mülldetektive im Einsatz- die spektakulärsten Fälle

Mülldetektive im Einsatz- die spektakulärsten Fälle

Mülldetektive im Einsatz- die spektakulärsten Fälle 150 150 Klaus Henning Glitza

Mehr als 3000 Aufträge in 2019: Neunköpfige Truppe hat in Mönchengladbach dem wilden Müll den Kampf angesagt

 

 

Illegale Abfallentsorgung auf die unappetitliche Art: Hundekotbeutel wurden im Gulli versenkt. Foto: mags

Alltagsfunde, aber auch spektakuläre und kuriose Fälle gehören zu den täglichen Erfahrungen der neun Mülldetektive der Mönchengladbacher Abfall-, Grün- und Straßenbetriebe AöR (mags). Eine Truppe im Kampf gegen den wilden Müll in der niederrheinischen Stadt, der in keiner Zeit des vergangenen Jahres die Arbeit ausgegangen ist.

2019 wurden mehr als 3000 Prüfaufträge und Observationen durchgeführt. Etwa 750 Bußgeldverfahren wurden eingeleitet. Im Vorjahr waren es 2500 Prüfaufträge und Observationen und 700 eingeleitete Bußgeldverfahren.  „Unser Auftragsaufkommen nimmt auch  zu, weil wir verstärkt Abfallbehälter von Haushalten kontrollieren, denn das richtige Befüllen der Restmülltonnen ist noch nicht in allen Köpfen angekommen“, sagt Jörg Wilms, der Leiter des mags-Mülldetektive.

Gleich am Jahresanfang ging es mit einem spektakulären Fall in die Vollen. Am 10. Januar 2019 fand mags auf einem Feldweg nahe Mönchengladbach-Rasseln 280 illegal entsorgte Altreifen. Ein Zeuge hatte beobachtet, dass die Reifen von einem Fahrzeug abgekippt worden waren, dessen Reifenspuren die Polizei per Gipsabdruck sichern konnte. „Das war bislang unser spektakulärster Fall, den wir sehr aufwändig recherchiert haben. Mit Erfolg: Wir konnten den Täter identifizieren und ihm einen Bußgeldbescheid über 1680 Euro schicken“, fasst Jörg Wilms das Geschehen zusammen.

Nicht minder ungewöhnlich war ein weiterer Fall im November. Die mags-Mülldetektive wurden nach Wanlo gerufen, weil dort am Rand der Hochstraße 21 Säcke gefunden, von denen fast alle mit Wasserzählern gefüllt waren. „Wir haben erste Ermittlungsansätze, die uns die Wasserzähler selbst liefern. Über die Hersteller können wir viel über die Geräte herausfinden. Zum Beispiel, wo sie verbaut waren“, erklärt Jörg Wilms. Ein Ermittlungsverfahren ist eingeleitet, dem Täter droht eine erhebliche Geldbuße, denn  Elektroaltgeräte müssen laut Elektrogesetz (ElektroG) umweltverträglich entsorgt werden. Übrigens: Elektroaltgeräte aller Größen aus Privathaushalten können ganzjährig kostenfrei an den GEM  Wertstoffhöfen Heidgesberg im Nordpark und Luisental in Geistenbeck abgegeben werden.

 Im September starteten die mags-Mülldetektive die Verteilung von Gelben Karten an Müllsünder, die durch Littering auffallen. Littering bezeichnet das achtlose Wegwerfen von Abfällen in der Öffentlichkeit. Dazu zählen das Wegschnippen von Zigarettenkippen, das Entsorgen von Kaugummis und anderen Dingen, aber auch Tauben und Enten füttern und Nichtentfernen von Hundekot.

Der bislang spektakulärste Fall der Mönchengladbacher Müßlldetektive: 280 Altreifen wurden aif einem Feldweg angekippt. Dank aufwändiger Ermittlungen konnte der Täter ermittelt werden. Er wurde mit einem Bußgeldbescheind in Höhe von 1680 Euro bedacht. Foto: mags

Im Oktober tauschte mags die Gelbe gegen die Rote Karte aus, nachdem die Mönchengladbacher Stadtverwaltung die Strafen für die Verunreinigung von Straßen, Plätzen und Grünflächen durch weggeworfene oder liegengelassene Abfälle von den bis dahin fälligen 30 Euro auf bis zu 100 Euro erhöht hatte. Knapp zwei Monate nach der Einführung der Roten Karte hatten die Mülldetektive bereits 45 Raucherinnen und Raucher, die ihre Kippen auf den Boden geschnippt hatten, mit einem Bußgeldbescheid belegt.

Auch im vergangenen Jahr observierten die mags-Mülldetektive verdeckt die verschiedenen Container-Standorte in Mönchengladbach. Viel wilder Müll wurde am Standort Schlachthofstraße entsorgt. Deshalb positionierten sich die mags-Mülldetektive dort an einem Wochenende gleich 16 Stunden am Stück. In dieser Zeit wurden in 72 Fällen Gegenstände entsorgt, davon waren 14 Vorgänge illegal. In den Fokus der Mülldetektive geriet dabei ein Paar, das gleich in mehrere Papiercontainer Teppiche, Schaumstoff und eine Hundedecke warf.

Nach dem Hinweis eines Anwohners zog mags im Mai 2019 zehn gefüllte Hundekotbeutel aus einem Gulli an der Eichenstraße heraus. Die Beutel wurden eingefroren, um zu einem späteren Zeitpunkt per DNA-Tests die Identität des Hundes und damit seines Halters zu ermitteln. Dies war am Ende nicht mehr nötig, da ein Nachbar den Hund erkannte. Der Hundehalter erhielt einen Bußgeldbescheid über  100 Euro.

Kurioser Fund: 21 Säcke,, von denen fast alle mit Wasserzählern gefüllt waren. Die mags-Detektive haben erste Ermittlungsergebnisse, dem Täter droht eine erhebliche Geldbuße. Foto: mags

Im März tauchten 67 blaue Säcke auf einem Feldweg nahe der Hardter Straße auf. Als die Mülldetektive die Säcke durchsuchten, fanden sie neben Dämmwolle, Hausmüll und Plastikabfall auch Unterlagen zu einem Baukran. Da der Besitzer des Krans der Verursacher des wilden Mülls sein könnte, recherchiert mags zurzeit, wem der Kran gehört.

Auf einem Weg zum Landschaftsschutzgebiet in Wickrath wurden an einem Wochenende im Juli mehr als 100 Altreifen entsorgt. Sie waren offensichtlich mitten auf den Wanderweg in der Nähe vom Schlossbad Niederrhein gekippt worden. Die mags-Mülldetektive nahmen aufgrund der Aufschriften von Kennzeichen auf einigen Reifen ihre Ermittlungen auf und konnten den Reifenhändler erfolgreich ausmachen.

Außer um die vielen spektakulären und kuriosen Fällen kümmerten sich die Mülldetektive auch um gestohlene Einkaufswagen. 2019 meldete mags 198 Einkaufswagen an die zuständigen Supermärkte zur Abholung – im Vergleich zu 2018 mit 298 entwendeten Einkaufswagen deutlich weniger.

Ein aktueller Fall. der sich gerade erst ereignete: Statt heißer, knuspriger Pizza lieferte eine Pizzeria aus Köln mehrere Tage in Folge Pizzakartons, Getränke- und Konservendosen, leere Mehlsäcke, Kassenbons und Speisereste nach Mönchengladbach. Pizza-Taxi mal anders, so der humorvolle Kommentar des mags-Teams..

Entsorgung auf die billige Art? Diese Rechnung eines Pizzeria-Inhabers ging nicht ganz auf… Foto: mags

Doch da hatten die Kölner ihre Rechnung ohne die mags-Mülldetektive gemacht. Weil mags und GEM die Container-Standorte in Mönchengladbach regelmäßig kontrollieren und reinigen, ist nun ein frecher Fall von Mülltourismus aufgefallen. Drei Tage hintereinander haben die mags-Mülldetektive am Container-Standort Klosterhofweg blaue Müllsäcke gefunden, die typische Abfälle einer Pizzeria enthielten. Zwar konnte der Täter bei einer Observation nicht auf frischer Tat ertappt werden, allerdings entdeckten die Mülldetektive zwei Straßen weiter ein Auto mit Kölner Kennzeichen, zugelassen auf eine Pizzeria. Die Daten deckten sich mit den Inhalten der Müllsäcke wie etwa Kassenbons und Arbeitskleidung.

So wie sich der Fall darstellt, hat der Imbissbetreiber den Heimweg genutzt, um illegal Gewerbeabfall zu entsorgen. Die mags-Mülldetektive haben die Stadt Köln über diesen Vorgang informiert. Der Täter muss zudem ein Bußgeld in Höhe von 770 Euro zahlen.

Ein wirksamer Beitrag gegen die zunehmende Vermüllung und die fatale Ansicht vieler Umweltsünder, man werde sie schon nicht ertappen.

YvT/APD/rd

Hinterlasse eine Antwort