Geschäftsführer fordert mehr Engagement / Grünen-Chef: „So können wir nicht weitermachen“

“Kaum einer versteht, wie komplex Recycling wirklich ist”: Dr. Klaus Hausschulte, Geschäftsführer der Scholz Recycling GmbH. Foto: Scholz Recycling GmbH
Den Erdüberlastungstag am 29. Juli hat der Geschäftsführer der Scholz Recycling GmbH, Dr. Klaus Hauschulte, zum Anlass genommen, mit Nachdruck mehr politisches, wirtschaftliches und gesellschaftliches Engagement sowie eine stärkere Förderung der Kreislaufwirtschaft zu fordern.
Erdüberlastungstag bedeutet, dass die natürlichen Ressourcen zu einem bestimmten Stichtag aufgebraucht sind und danach gewissermaßen „auf Pump“ zu Lasten und zum Schaden künftiger Generationen abgebaut wird. Schon seit Jahren rücke der Tag, an dem die Menschheit das Budget der Natur verbraucht hat, immer weiter an den Jahresanfang, so der Scholz-Geschäftsführer. „In den 70er sind wir noch ein Jahr mit unseren Ressourcen ausgekommen. Doch heute übernutzen wir die Erde, greifen wichtige Reserven an und verschwenden zu viele Ressourcen, eigentlich bräuchten wir 1,75 Erden um unseren Verbrauch zu decken.“
Die meisten Sorgen macht sich Dr. Hauschulte um die tatsächliche Wiederverwertung.: „Kaum einer versteht, wie komplex Recycling wirklich ist. Wir werfen alles in zwei oder drei verschiedene Tonnen und glauben, dass die Technik am Ende die Abfälle sortiert und die aussortierten Rohstoffe wieder benutzbar sind. Das ist ein Irrglaube und auch hier ist politische Unterstützung wichtig.“
Dr. Hausschulte weist in diesem Zusammenhang auf den aktuellen Circularity Gap Report hin, dem zufolge unsere Wirtschaft nur zu etwa neun Prozent zirkulär sei.
In dieser Situation dürfe „politisch nicht nur über Verbote von Strohhalmen und Inlandsflüge diskutiert werden, sondern es müsse endlich auch über eine erhebliche Förderung der Kreislaufwirtschaft geredet werden, so Hauschulte. Der ehemalige Siemens-Manager für Windkraft und Urban-Mobility fordert einen funktionierenden Markt für recycelte Rohstoffe: „Wie soll ich als Unternehmer sonst das Recycling einer Zukunft mit zu knappen Rohstoffen sicherstellen, wenn wir heute nicht mal das bezahlt bekommen, was meine Mitarbeiter eigentlich für die Klimaschutzleistung verdient hätten?“
Wenn Europa, wie zuletzt von der neuen EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen in ihrem „Grünen Deal“ gefordert, bis 2050 klimaneutraler Kontinent werden soll und muss, dann ginge das nur mit einer politischen Agenda für eine starke und geförderte Kreislaufwirtschaft, betont der Scholz-Geschäftsführer. Gerade eine innovative europäische und deutsche Industrie müsse bestärkt werden, recycelte Materialien in der Produktion einzusetzen und im Kreislauf zu behalten. Zudem seien massive Imagekampagnen für den Einsatz von Recyclingrohstoffen notwendig.
Hauschulte appelliert deshalb: „Wenn wir heute die Kreislaufwirtschaft vernachlässigen, wird sie zerstört sein, wenn wir sie alle brauchen und der Erdüberlastungstag wird schon bald im Januar sein.“
SR/rd
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Zu einem Umdenken beim Plastik-Recycling hat Robert Habeck, einer der Vorsitzenden von Bündnis 90 /Die Grünen, aufgefordert.
“So können wir nicht mehr weitermachen, wir müssen dringend weniger Plastik verwenden”, erklärte der ehemalige schleswig-holsteinische Umweltminister gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Nach einem Bericht in der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) bezieht sich Habeck dabei auf den kürzlich vorgestellten, allerdings nicht unumstrittenen “Plastikatlas” des Umweltverbandes BUND und der Heinrich-Böll-Stiftung, demzufolge nur knapp 16 Prozent des Plastikmülls in Deutschland für neue Produkte wiederverwendet werde, während der Rest verbrannt oder ins Ausland verschifft werde,
Es gebe eine „Art Verbrauchertäuschung”, so Habeck zu AFP. Nur ein Teil des Plastiks eigne sich derzeit überhaupt zur Wiederverwendung, weil das Material oft minderwertig sei. Es wäre “dringend an der Zeit”, die Designrichtlinie so zu ändern, dass das Plastik wiederverwendet werden könne. Dies sei technisch möglich „und was technisch möglich ist und ökologisch klug, sollte auch die Norm sein“.
Das komplette Statement des Grünen-Politikers ist in der Neuen Osnabrücker Zeitung veröffentlicht.
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