Kleine Presseschau 07-03/2019

Kleine Presseschau 07-03/2019

Kleine Presseschau 07-03/2019 150 150 Klaus Henning Glitza

Bremen: Heute geputzt- morgen wieder zugemüllt / Experte: Manches können wir wir extrem gut- manches nicht

Der weltberühmte Bremer Roland gilt als Wächter für die Freiheit und Rechte der stolzen Stadt Bremen. Diese edlen Tugenden finden sich aber im Umfeld eines Einkaufszentrums, das nach diesem Ritter benannt ist, keinesfalls wieder.  Dort, im Roland-Center im Stadtteil Huchtingen, prägt eher rechtswidrig abgelagerter Müll das Bild.

Aufräumaktionen konnten diese schlimmen Impressionen zum Ärger von Anwohnern und Lokalpolitikern nicht entscheidend verändern. Nach der Devise „Nicht lang schnacken, anpacken“, haben jetzt Anwohner selbst angepackt. Allerdings war einen Tag später wieder alles zugemüllt. Don Quijote lässt grüßen… Der Weser-Kurier berichtet. Autorin ist Antonia Dreyer.

(…) Diverse Glasflaschen, Pappreste, Altkleiderberge und sogar Sperrmüll türmen sich neben dem Einkaufszentrum Roland-Center, insbesondere rund um Sammelstellen für die Wiederverwertung. Sind die Altglas- oder Altkleider-Container voll, wird der Müll einfach daneben gestellt. (…) Die Fläche, auf der sich der Müll sammelt, gehört nicht zum Areal des Einkaufszentrums. Somit weist das Roland-Center jede Verantwortung von sich. Zuständig sei das Entsorgungsunternehmen Nehlsen, dem die Fläche gehört. „Wir führen darum immer wieder Gespräche mit dem Unternehmen und warten auf eine angemessene Reaktion“, sagt Marek Krause, technischer Leiter des Roland-Centers. Nehlsen allerdings teilt auf Anfrage nur mit, über die Fläche auch nicht zu verfügen.

Auch viele Bürger fühlen sich nicht zuständig. „Wir zahlen doch dafür, dass der Müll entsorgt wird, warum sollten wir es also selber machen?“ heißt es einerseits. ” Beiratssprecher Falko Bries ist zusammen mit einigen Huchtingern, darunter auch der Leiter des Ortsamtes, Christian Schlesselmann, zum Roland-Center gefahren und hat das Müllproblem angepackt. Vor allem Altkleidersäcke, die einfach neben den Containern auf den Boden lagen, haben sie weggeräumt.

„Ich habe das gemacht, weil ich Huchtinger bin und weil ich es nicht mehr ertrage, dass alles hier ins Negative gezogen wird“, sagt Bries über die Aufräumaktion. Auffällig bei der Aufräumaktion war außerdem, dass unter den Altkleidern gut erhaltene und saubere Kleidung war. „Die kann man lieber direkt zu einer anderen Spendensammelstelle bringen, wenn die Container voll sind“, schlägt Bries vor. Und bei den abgestellten Glasflaschen vermutet er Gastronomiebetriebe als Verursacher: Zumeist fand sich stets die gleiche Sorte Wein neben den Containern.

Kompletter Artikel: https://www.weser-kurier.de/bremen/stadtteile/stadtteile-bremen-suedost_artikel,-aerger-ueber-muellberge-beim-rolandcenter-_arid,1815866.html

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„Nirgendwo gibt es so viel Verpackungsmüll“, unter diesem Leitthema stand ein Interview im Deutschlandfunk, das Stephan Karkowsky mit dem Abfallexperten Henning Wilts führte.  Mit 220 Kilo Verpackungsabfällen pro Kopf und Jahr sei Deutschland „trauriger Spitzenreiter in Europa“ -nicht aber bei der Abfallvermeidung.

„Deutschland hat eigentlich die optimalen Voraussetzungen, um Vorreiter zu werden“, sagt Henning Wilts, Abteilungsleiter Kreislaufwirtschaft beim Wuppertal-Institut für Klima, Energie und Umwelt. „Wir können manche Sachen extrem gut.“

Entsorgungssicherheit gewährleisten zum Beispiel, auch wenn sie viel Geld kostet: „850 Millionen Euro pro Jahr allein für die Verpackungsabfälle“, so der Abfallexperte.

Weniger gut steht Deutschland allerdings da, wenn es um Müllvermeidung geht: (…) Deutschland (ist) das Land in Europa mit dem meisten Verpackungsabfall.

(…)

Hinzu kommt das extrem komplizierte System der Mülltrennung: Was muss in welche Tonne? „Das lässt sich keinem wirklich überzeugend erklären“, meint Wilts.  (…) „Das Problem: „Wir sortieren in Deutschland danach, wer es bezahlt: entweder die Industrie für die Verpackung oder die Kommune oder wir dann über unsere Müllgebühr.“

Eigentlich müsste aber nach Material sortiert werden, sagt der Abfallexperte und mahnt Veränderung an: „Da müssen wir auch in Deutschland dringend ran.“

 „Auch aus der Verpackungsabfalltonne gehen halt 50 Prozent in die Verbrennung, Sachen, die nicht sinnvoll recycelt werden können. Und wenn wir da anders sortieren würden, könnten wir diese Quote mit Sicherheit noch deutlich erhöhen.“

In Sachen Müllvermeidung rät Wilts zu einem Blick nach Frankreich. Dort habe man gesagt: „Wir wollen einen finanziellen Anreiz für jeden, der Abfall vermeidet. Seitdem ist da das Abfallaufkommen relativ stabil. Das finde ich eigentlich eine sehr gelungene Lösung.“

Kompletter Artikel:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/abfallexperte-henning-wilts-nirgendwo-gibt-es-so-viel.1008.de.html?dram:article_id=443327

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Zusammenstellung: bem

Die Redaktion behält sich vor, aus Gründen der überregionalen Relevanz und der Lesbarkeit sowie der Einhaltung der Zitierregeln Kürzungen in den wiedergegebenen Medienbeiträgen vorzunehmen,

Kürzungen werden durch (…) kenntlich gemacht.

 

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