Gelbe Farbe, düsterer Inhalt

Gelbe Farbe, düsterer Inhalt

Gelbe Farbe, düsterer Inhalt 150 150 Klaus Henning Glitza

Duale Systeme starten testweise eine regional begrenzte Aufklärungskampagne in Stadt und Landkreis Euskirchen

Die Farbe der Tonnen und Säcke ist sympathisch gelb, doch was deren Inhalte betrifft, sieht es nicht selten düster aus. Deutschland, einst Weltmeister im Mülltrennen, ist zu einem Hort der Fehlwürfe geworden. Immer mehr Fremdstoffe, die meilenweit von Wertstoffen entfernt sind, landen in den gelben Säcken und Tonnen. Bis zu 60 Prozent Fehlwürfe werden in einigen Bereichen festgestellt. Die Dualen Systeme wollen jetzt mit einer Aufklärungskampagne gegenhalten.

Anfang des nächsten Monats, offenbar am 8. April, soll die Kampagne im nordrhein-westfälischen Euskirchen (Stadt und Landkreis) testweise unter dem Slogan „Mülltrennung wirkt“ gestartet werden. Unter anderem mit Anzeigen in den örtlichen Medien, Wurfsendungen und medialen Partnern sollen die Verbraucher auf die richtige Art des Trennens informiert werden. Dargestellt werden sollen auch die zum Teil drastischen Folgen von Fehlwürfen.

Denn Abfälle am falschen Ort stellen das gesamte Recycling infrage. Verunreinigte Wertstoffe kann niemand zu vertretbaren Kosten wieder auseinanderdividieren. Ohne Mitwirken der Verbraucher ist eine wirkliche Wiederverwertung illusorisch. Zusammengewürfelter Müll landet zwangsläufig in den Verbrennungsöfen und ist dadurch als Sekundärrohstoffquelle verloren.

Die Testkampagne, die nach zuverlässigen Angaben mindestens eine halbe Million Euro kosten wird, soll aufzeigen, welche Wirkung eine professionelle Information auf das Verbraucherverhalten hat. Gerade war sie Leichtverpackungen (LVP) angeht, die in die gelben Säcke und Tonnen gehören, gibt eine Unmenge an Fake News. So geht das Gerücht um, die sorgsam getrennten Abfälle würden generell doch wieder mit Restmüll gemischt und in den Müllverbrennungsanlagen verfeuert. Das geforderte Trennen sei eine einzige große Verbrauchervereumelung.  Das stimmt in dieser generellen Richtung natürlich nicht.

In weiten Kreisen unbekannt ist aber nach wie vor, was in den Wertmüll gehört und was nicht. Das liegt teilweise daran, dass das richtige Trennungsverhalten unnötig verkompliziert ist. Ein Musterbeispiel ist die Alufolie.  War sie Bestandteil einer Verpackung, gehört sie in den gelben Tonnen und Säcke, kommt sie von der Rolle, um beispielsweise Butterbrote einzuwickeln, stellt sie streng betrachtet einen Fehlwurf dar. Denn die Dualen Systeme werden über Lizenzierungsgebühren von der Verpackungsindustrie, Produzenten und dem Handel bezahlt- und die wollen ausschließlich Verkaufsverpackungen in den von ihnen finanzierten Abfallbehältern sehen.

Natürlich ist die Alufolie nicht das ganz große Problem. Gravierender ist es, wenn zum Beispiel benutzte Einwegwindeln im Wertstoffbehälter landen. Die Verbraucher haben dabei vermeintlich „mitgedacht“. Der Grundstoff der Pampers und Co. ist ja Kunststoff. Also hinein in die gelben Säcke und Tonnen- samt wenig appetitlichen „Fremdstoffen“.

Doch es gibt bekanntermaßen auch Verbraucher, die nicht aus falscher Denke, sondern mit Vorsatz handeln. Wenn die schwarze Tonne voll ist, wird von gewissen „Sparfüchsen“ Restmüll in den Wertstoff gekippt- gerne ganz unten- damit die Müllwerker beim Deckelöffnen nicht mit der Nase auf den Fehlwurf gestoßen werden.

Diesen Fehlmeinungen, diesem Fehlverhalten soll die zunächst regional begrenze Testkampagne entgegenwirken. Im nächsten Jahr soll dann eine bundesweite Kampagne folgen, so ist es angedacht. Die Kosten der umfangsreicheren Aufklärungskampagne werden nach seriösen Schätzungen auf einen hohen einstelligen oder niedrigen Millionenbetrag geschätzt. Da zwei Duale Systeme (ELS und RKD Dual) inzwischen ihren Betrieb eingestellt haben beziehungsweise einstellen werden, kommt auf die verbleibenden acht Dualen Systeme ein höherer Betrag vor als ursprünglich geplant.

Zunächst war es vorgesehen, die bundesweite Aufklärungskampagne bereits in diesem Jahr zu starten. Nach EM-Information scheiterte dies aber einem Veto des Dualen Systems Deutschland. Zu den Gründen dieses Vetos hat das Kölner Unternehmen auf EM-Anfrage keine Stellung bezogen.

Eine Aufklärungskampagne ist nichts grundsätzlich Neues. Als der Grüne Punkt- Duales System Deutschland noch ein Monopolunternehmen war, wurden die Verbraucher über die richtige Trennung mit aufwändigen Maßnahmen informiert. Eine Kampagne., die deutlich messbare Wirkung zeigte. Die Verbraucher trennten weitaus besser und sogfältiger als das heute der Fall ist. Mit dem Ende des Monopolstatus nahte auch das Ende der professionellen Verbraucheraufklärung.

Umso erfreulicher, dass es jetzt eine Neuauflage gibt. Ein Insider äußert sich dennoch kritisch. Die Kampagne hätte in diesem Jahr beginnen müssen, betont er. Und: „Wir haben jetzt ein ganzes Jahr verloren“.

khg

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