Eric Rehbock: „Es ist sinnvoll, dass man weiß, worüber man redet“

Eric Rehbock: „Es ist sinnvoll, dass man weiß, worüber man redet“

Eric Rehbock: „Es ist sinnvoll, dass man weiß, worüber man redet“ 150 150 Klaus Henning Glitza

bvse-Hauptgeschäftsführer im Interview / Die Branche-  ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in Deutschland

 

 

Zum jüngst veröffentlichten Statusbericht Kreislaufwirtschaft 2020 und den Motiven des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) sich zusammen mit 14 weiteren Organisationen und Institutionen an dem Projekt zu beteiligen, hat bvse-Hauptgeschäftsführer EricRehbock in einem Interview Stellung genommen.

 EM gibt das von bvse-Pressesprecher Jörg Lacher geführte Interview in Auszügen wieder.

 Frage: Der Statusbericht Kreislaufwirtschaft 2020 wurde in den vergangenen Wochen und Monaten erarbeitet und nun veröffentlicht. Herr Rehbock, warum hat sich der bvse an diesem Projekt mit 14 anderen Verbänden und Unternehmen beteiligt?

Eric Rehbock: In der Öffentlichkeit, aber auch in der Politik, wird sehr intensiv und engagiert, natürlich aber auch kontrovers über die Themen Kreislaufwirtschaft, Recycling, CO2-Reduzierung und Nachhaltigkeit diskutiert. Es ist daher sinnvoll, dass man weiß, worüber man redet.  (…) Von daher ist es für uns, als dem größten mittelständisch geprägten Recycling- und Entsorgungsverband in Deutschland, eine Selbstverständlichkeit und ein wichtiges Anliegen, hier unseren fachlichen Beitrag zu leisten.

Was sind für Sie die Schlüsseldaten der Branche?

Rehbock: Ich denke, dass man sich klar machen muss, dass die Recycling- und Entsorgungs-Branche einen Umsatz von rund 85 Milliarden Euro erzielt und über 310.000 Menschen beschäftigt. (…) Das zeigt, dass wir eine dynamische Zukunftsbranche und ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in Deutschland sind.

Volkswirtschaftliche Kennzahlen sind aber nicht alles. Was ist Ihr besonderes Augenmerk?

Rehbock:  Die Dynamik der Branche zeigt sich auch in ihrer Innovationsfähigkeit. Bei der Anlagentechnik ist “Made in Germany” gefragt. Da sind wir Nummer 1 auf dem Weltmarkt. Im weltweiten Patentranking stehen wir im Bereich der Abfallbehandlung an vierter Stelle. Da befinden wir uns jedoch in harter Konkurrenz mit Japan und China. Wir dürfen uns also keineswegs auf unseren Lorbeeren ausruhen, sonst werden wir schnell abgehängt. Insbesondere im Bereich der Digitalisierung findet ein intensiver Innovationswettbewerb statt.

Der Begriff der Kreislaufwirtschaft ist inzwischen auch in der Politik angekommen. Was macht die Kreislaufwirtschaft eigentlich aus?

Rehbock: Kreislaufwirtschaft ist längst nicht mehr die Entsorgung von Abfällen. Die Vision ist, von der Produktidee, dem Produktdesign, der Produktion und der Verwendung bis hin zur Entsorgung dafür zu sorgen, dass die im Produkt verwendeten Materialien nach Möglichkeit nicht verloren gehen, sondern immer wieder genutzt werden. Momentan greifen die Zahnräder einfach zu wenig ineinander. Nach wie vor gehen in Deutschland zu viele Wertstoffe in die Verbrennung. Das wollen und das müssen wir ändern!

Wo stehen wir heute in Deutschland?

Rehbock: Unsere Wirtschaft in eine Kreislaufwirtschaft umzuwandeln, ist mit einem Marathonlauf zu vergleichen. Wir stehen in Deutschland zwar nicht mehr am Start, aber wir befinden uns immer noch in der Anfangsphase. Es kommt jetzt darauf an, dass wir das Tempo vernünftig steigern und uns nicht vom Weg abbringen lassen, egal wie groß die Verleitung dazu auch sein mag.

Wie sehen denn diese Verleitungen aus?

Rehbock: Wir stellen beispielsweise momentan fest, dass die Rezyklat-Nachfrage deutlich eingebrochen ist. Die kunststoffverarbeitende Industrie setzt wieder verstärkt auf Neuware, die inzwischen konkurrenzlos günstig zu haben ist.

Was kann die öffentliche Hand unternehmen, um die Verwendung von Recyclingprodukten selbstverständlich zu machen?

Rehbock:  Mit gutem Beispiel voran gehen! Das Umweltgutachten des Sachverständigenrats (SRU) geht von einem direkten Beschaffungsvolumen von jährlich 122,5 Milliarden Euro von Bund, Ländern und Kommunen aus. Wenn dieses Beschaffungsvolumen konsequent auf Nachhaltigkeit getrimmt wird, dann wären wir der Kreislaufwirtschaft in Deutschland einen großen Schritt näher!


Komplettes Interview: www.bvse.de/Themen-Ereignisse.

EM dankt dem bvse, der dieses Interview zur Verfügung gestellt hat

 

 

 

 

 

 

 

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