REMONDIS-Konzern und das Duale System Deutschland gaben Pressemitteilungen heraus
Sowohl der Grüne Punkt als auch REMONDIS haben inzwischen den hundertprozentigen Erwerb der Anteile des Grünen Punkts Deutschland (DSD) durch den Lünener Konzern bestätigt. Über den Kaufpreis wurde von beiden Vertragspartner Stillschweigen vereinbart. Der große Deal, in Entsorgerkreisen auch Elefantenhochzeit genannt, steht noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Genehmigung.
Laut einer Pressemitteilung des Grünen Punktes bündeln mit REMONDIS und DSD „künftig ein international erfahrenes Dienstleistungsunternehmen für Recycling und einer der Pioniere und Technologieführer im Bereich Kunststoffrecycling ihre Kräfte und ihr Know-how“. Beide Unternehmen reagierten mit der Transaktion auf die Wachstumschancen, die sich insbesondere im Bereich Verpackungsdesign und Kunststoffrecycling ergeben. „Gemeinsam wollen REMONDIS und DSD das Recycling für alle Stoffströme optimieren und ihren Kunden ein breiteres Dienstleistungsportfolio bieten.“
„Wir freuen uns, künftig Teil der REMONDIS-Familie zu sein“, zeigt DSD-CEO Michael Wiener in der genannten Pressemitteilung Optimismus. DSD habe seinen Worten zufolge bereits früh auf den Zukunftsmarkt Recyclingkunststoff gesetzt. REMONDIS sei deshalb „der richtige Partner, um unser Ziel zu erreichen, hochqualitative Recyclingkunststoffe im industriellen Maßstab anzubieten.“
Die Nachfrage nach Recyclingkunststoffen werde steigen und zugleich sortiere sich der Markt neu, bilanziert Herwart Wilms, Geschäftsführer, REMONDIS SE & Co. KG. Der Konzern verspreche sich von der Übernahme, auch vor dem Hintergrund des neuen Verpackungsgesetzes, perspektivisch eine Stärkung des Verpackungsrecyclings. „Gemeinsam vereinen DSD und REMONDIS die Stärke und das Know-how, um von dieser Entwicklung zu profitieren und die Kreislaufwirtschaft weiter voranzutreiben“, so Wilms.
Zu den Zukunftsperspektiven des größten deutschen Rücknahmesystems wird in der Pressemitteilung des Dualen Systems Deutschland ausgeführt: „Der Unternehmensname wird ebenso wie die Marke ‚Der Grüne Punkt‘ bestehen bleiben. Das gesamte Management von DSD bleibt langfristig an Bord, um die weitere Entwicklung des Unternehmens gemeinsam mit REMONDIS zu gestalten. Weder sind Einschnitte bei Mitarbeitern noch die Verlegung des Firmensitzes von DSD geplant. Vielmehr sind Investitionen vorgesehen, um die gemeinsamen Ziele zu erreichen.“
Aus Sicht von DSD steht die Entsorgungs- und Recyclingindustrie in Deutschland und Europa durch die ambitionierten politischen Zielvorgaben im Verpackungsgesetz und das Circular Economy Package der Europäischen Union vor tiefgreifenden Veränderungen. „Einige der nach Marktanteilen größten dualen Systembetreiber gehören bereits zu großen Entsorgungskonzernen. Zudem hat jüngst die Schwarz-Gruppe das fünftgrößte Recyclingunternehmen Deutschlands, Tönsmeier, übernommen und beabsichtigt, über ihre Tochtergesellschaft GreenCycle ein eigenes duales System aufzubauen. Chinesische Unternehmen haben sich über deutsche Beteiligungsgesellschaften in den deutschen Markt eingekauft. Gleichzeitig habe sich die Marktdominanz des ehemaligen Monopolbetreibers DSD deutlich relativiert. Im Wettbewerb mit acht dualen Systemen stehend, liegt das Jahresergebnis von DSD heute deutlich unter dem Niveau mittelständischer Betriebe der Branche und mittelgroßer Kommunalbetriebe wie etwa denen der Stadt Dortmund.“
In der Pressemitteilung von REMONDIS wird verdeutlicht, dass sich der Konzern „nach der Abmeldung des eigenen Dualen Systems EKO-PUNKT im Krisenjahr der Dualen Systeme 2014 von dem Wiedereinstieg in den konsolidierten Markt perspektivisch eine Stärkung des Verpackungsrecyclings vor dem Hintergrund des neuen Verpackungsgesetzes“ verspreche. Mit der Einrichtung einer unabhängigen Zentralen Stelle, die die ordnungsgemäße und vollständige Lizenzierung aller Verkaufsverpackungen, die in den deutschen Markt eingebracht werden, kontrolliert, sei für die Zukunft ein faires und geordnetes Marktgeschehen zu erwarten. Die Verbesserung der Rahmenbedingungen ermögliche es REMONDIS, mit anderen Wettbewerbern in diesem Markt gleich zu ziehen und Wachstumsmöglichkeiten im internationalen Bereich zu nutzen. „Kunststoffrecycling ist in der aktuellen politischen Diskussion zurecht weltweit in aller Munde. DSD mit seiner weltweiten Reputation eröffnet uns gerade dafür ganz neue Möglichkeiten“, sagt Ludger Rethmann, Vorstandsvorsitzender von REMONDIS.
Zum Dualen System Deutschland merkt REMONDIS an, dass das ursprünglich als Non-Profit-Gesellschaft gegründete Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von 490 Millionen EURO und zirka 220 Mitarbeitern in den zurückliegenden Jahren durch zahlreiche Eintritte anderer Dualer Systeme gut dreiviertel seines ursprünglichen Umsatzes verloren habe und mehrfach den Besitzer gewechselt habe. Das Jahresergebnis von DSD liege heute deutlich unter dem Niveau mittelständischer Betriebe der Branche und sogar mittelgroßer Kommunalbetriebe wie z.B. denen der Stadt Dortmund. Die historische Marktdominanz von DSD sei dadurch deutlich relativiert. „Die beiden großen französischen Gesellschaften SUEZ (Umsatz: 15,9 Mrd. €/ Mitarbeiter: 90.000) und Veolia (Umsatz: 25,125 Mrd. €/ Mitarbeiter: 168.000) betreiben bereits seit längerem ihre eigenen Dualen Systeme, ebenso wie eine Vielzahl mittlerer Recyclingunternehmen, die gemeinsam ein Duales System besitzen. Sogar chinesische Unternehmen sind über ihre deutsche Beteiligungsgesellschaft ALBA/ Interseroh mit nennenswerten Marktanteilen tätig“, heißt es in der REMONDIS-Pressemitteilung.
Mit dem Einstieg der Schwarz-Gruppe (Lidl/ Kaufland) sei außerdem ein neuer Teilnehmer in den Markt für Kreislaufwirtschaft eingetreten, der mit einem Jahresumsatz von € 96,9 Milliarden (2017) das dreizehnfache Umsatzvolumen von REMONDIS erwirtschaftet und mit 400.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern größer sei als die gesamte Recyclingbranche in Deutschland. „Über seine Tochtergesellschaft GreenCycle hat die Schwarz-Gruppe im Jahr 2018 das fünftgrößte Recyclingunternehmen Deutschlands, das Unternehmen Tönsmeier, erworben. Mit dieser einen Akquisition hat die Schwarz-Gruppe mehr als dreimal so viel Umsatzvolumen hinzugekauft, wie REMONDIS mit allen Akquisitionen der Jahre 2016 und 2017 zusammen. Kürzlich hat der Handelskonzern die Tochter SDL Sigma GmbH in die neue PreZero Dual GmbH umfirmiert und steigt somit unmittelbar als einer der größten Wettbewerber in den Markt der Dualen Systeme mit ein“, wird in der REMONDIS-Pressemitteilung ausgeführt..
Mit dem Erwerb von DSD könne die Unternehmensgruppe REMONDIS „nun noch tiefer auf Kundenwünsche nach geschlossenen Wertschöpfungsketten, Produktdesign und wirtschaftlicher Besserstellung bei der Verpackungslizenzierung durch recyclinggerechte Verpackungen eingehen.“
Darüber hinaus bestehe nicht nur in den meisten Ländern der EU, „sondern auch im außereuropäischen Ausland Bedarf an einer Verpackungsentsorgung nach deutschem Vorbild, inkl. einer Einführung der Dualen Systematik“. Beispiele für diese Entwicklung seien Russland und China. Um in diesen Märkten als kompetenter Partner agieren zu können, müsse REMONDIS auch im heimischen Markt für Verpackungsrecycling Präsenz zeigen. Das einst von REMONDIS als Non-Profit-Organisation mitgegründete DSD genieße auch im Ausland einen gewissen Bekanntheitsgrad und hohes Renommee. „Der Erwerb von DSD verbessert daher vor allem die internationalen Wachstumsperspektiven von REMONDIS“, wird in der Pressemitteilung konstatiert.
rd/khg
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