Eine alternative Ressource im Zeichen der sich deutlich verschärfenden Rohstoffknappheit im Bausektor?
Die hochwertigen Einsatzmöglichkeiten von Hausmüllverbrennungs-(HMV-) Schlacken im Produktbereich standen im Mittelpunkt einer Fachtagung in Düsseldorf.
Einladende waren am Dienstag vergangener Woche die Interessengemeinschaft der Thermischen Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland e.V. (ITAD), die Interessengemeinschaft der Aufbereiter und Verwerter von Müllverbrennungsschlacken (IGAM) und der internationale Fachverband für die Erzeugung und Speicherung von Strom und Wärme (vgbe energy e.V.).Rund 90 Teilnehmer diskutierten die Herausforderungen, Möglichkeiten und potenziellen Lösungsansätze für einen noch besseren Einsatz von HMV-Schlacke.
Ersatz für Mineralik und Metalle
In Zeiten zunehmender Rohstoffknappheit im Bausektor fokussiert sich der Blick auf diese Art von Schlacken als alternative Ressource für Mineralik und Metalle. Nach Veranstalterangaben habe sich HMV-Schlacke über Jahre als Ersatzbaustoff mit vielen Anwendungsgebieten etabliert. Sowohl aus bautechnischer Sicht, als auch mit Blick auf die Umweltvorgaben, biete sich der Einsatz im Straßenbau, Gewerbebau sowie im Deponiebau an. Der Einsatz von HMV-Schlacke trage somit zur Substitution wertvoller mineralischer Primärrohstoffe bei, so die veranstaltenden Verbände, . Darüber hinaus würden bei der Aufbereitung von HMV-Schlacke wertvolle Metalle gewonnen. Diese Recyclingmetalle wiesen gegenüber Metallen aus der Gewinnung durch Abbau und Produktion mit primären Materialien eine wesentlich verbesserte Klimabilanz auf.
Anforderungen an die Herstellung
Zudem, darauf weisen ITAD, GAM und vgbe energy e.V. hin, gebe es mit dem Inkrafttreten der Ersatzbaustoffverordnung am 1. August 2023 erstmals bundeseinheitliche und rechtsverbindliche Anforderungen an die Herstellung und den Einbau von HMV-Schlacke für den Einsatz in technischen Bauwerken. Ein Schub für den Einsatz von HMV-Schlacke in den Anwendungsgebieten der EBV sei vor allem perspektivisch in Verbindung mit einer weitergehenden Regelung zum Abfallende zu erwarten.
Innovative Verfahren können mehr
Innovative Verfahren für den Einsatz HMV-Schlacken HMV-Schlacke könnten aber mehr als das leisten. . In diesem Sinne legten die Veranstalter ein Hauptaugenmerk auf die Frage, wie die mineralische Fraktion von HMV-Schlacke zukünftig mit innovativen Verfahren als Sekundärgesteinskörnung für die Beton- und Zementindustrie aufbereitet und eingesetzt werden kann. In Deutschland seien in den letzten Jahren mehrere Forschungsvorhaben erfolgreich angelaufen, die an unterschiedlichen Stellen genau dieser Frage nachgehen. So beschäftige sich das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Forschungsvorhaben EMSARZEM (Einsatz von HMV-Schlacke als Rohstoff für die Zementherstellung) mit der Trennung von Metallen aus Fertigschlacken zwecks Herstellung eines sauberen mineralischen Produkts, das als Rohmaterial für die Klinkerproduktion in der Zementindustrie eingesetzt werden kann.
Auch das Forschungsvorhaben „HMV-Öko Beton“ der Universität Kassel befasse sich laut ITAD, GAM und vgbe energy e.V mit der Entwicklung geeigneter Aufbereitungspfade zur Erreichung einer optimalen Qualität der mineralischen Fraktion zur Nutzung als Ersatz für Gesteinskörnungen und Bindemittel in Betonprodukten.
Vorstellung eines Additivs
Eine Arbeitsgemeinschaft von Heidemann Recycling GmbH und EEW Energy from Waste GmbH stellte bei der Tagung schließlich das aus aufbereiteter HMV-Schlacke bestehende Produkt „S-CEM“ vor, das als Additiv zur Herstellung ausgewählter und konfigurierter Bindemittel und Betone genutzt werden könnte. Nach Auffassung der Unternehmen kann es in Zukunft zu einer erheblichen Verringerung der Emissionen in der CO₂-intensiven Zementherstellung und zur Schonung von natürlichen Ressourcen beitragen. Mangel an erforderlichen Gesetzen für den Bereich der Beton- und Zementindustrie
Rechtliche Grundlagen fehlen
Es fehle in Deutschland jedoch an den rechtlichen Grundlagen und entsprechenden Anpassungen der Normen für derartige Einsätze, wurde bei der Tagung deutlich. Deshalb seit eine Befassung mit den Einsatzmöglichkeiten von HMV-Schlacken in gemischten Produkten durch den Gesetzgeber und die Normungsinstitutionen dringend erforderlich. „Nur so können neben dem bereits bewährten Einsatz von HMV-Schlacke weitere Standbeine im Sinne der Kreislaufwirtschaft etabliert werden“, so die Veranstalterverbände in einer gemeinsamen Presseerklärung.
IT/rd
Oberes Bild: Die Vertreter der veranstaltenden Verbände: /von links) Dr. Thomas Eck (vgbe energy e.V.). Maximilian Meyer (ITAD e.V.) und Jasmin Klöckner (IGAM). Foto: ITAD
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