Hundertausende Schädlinge: Ausgangspunkt ist ein Recyclingunternehmen
Kakerlaken-Invasion in Osnabrück (Niedersachsen). Hunderttausende der auch Deutsche Schaben genannten Insekten haben den nordwestlichen Teil eines Gewerbegebietes im Stadtteil Hafen befallen. Ausgangspunkt des großen Krabbelns ist ein Recyclingunternehmen, wie die Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) schreibt.
Für die Firma, gemeint ist die Remondis Osnabrück GmbH an der Carl-Stolcke-Straße 2- 6, hat dies jetzt erhebliche Konsequenzen. Da neben dem REMONDIS-Betriebsareal inzwischen fünf weitere Gewerbegrundstücke samt Gebäuden und auch der öffentliche Raum betroffen sind, hat die Stadt Osnabrück harte Maßnahmen angeordnet. Auf der Grundlage des Infektionsschutzgesetzes wurde verfügt, dass REMONDIS seinen Osnabrücker Standort komplett leerräumen und sämtliches gelagertes Abfallgut unter strengen Auflagen der Müllverbrennung zuführen muss. Anschließend muss alles, sowohl Gebäude als auch im Freien liegende Lagerflächen, dekontaminiert werden. Dabei müssen sämtliche Hohlräume und Nischen von Kammerjägern versiegelt werden, weil die Schädlinge dort Eier abgelegt haben könnten.
Immenser Kostenaufwand
Man muss kein Prophet sein, um zu erahnen, dass dies kaum mit monetären „Peanuts“ zu bewerkstelligen sein wird, „Das könnte in die Millionen gehen“, weist ein Insider auf die finanzielle Tragweite hin. Zumal dann, wenn die bereits betroffenen Gewerbebetriebe Schadensersatzansprüche geltend machen. Doch das könnte juristisch heikel werden. Denn REMONDIS vertritt im Gleichklang mit der Stadt die Auffassung , der Hafen-Standort weise zwar nachgewiesenermaßen den massivsten Kakerlaken-Befall auf. Das bedeute aber nicht, dass die Invasion der Schädlinge von diesem Gelände ausgegangen sei, Augenscheinlich befasst sich bereits die Lünener Rechtsabteilung mit dieser Frage,
Kein “Ende der Fahnenstange”
Auf der anderen Seite bedeuten die REMONDIS- Maßnahmen aber auch nicht, dass damit das Kakerlaken-Problem vom Tisch und das „Ende der Fahnenstange“ erreicht ist. Experten gehen vielmehr davon aus, dass es noch Wochen, wenn nicht Monate dauern wird, bis den als eklig empfundenen Insekten Einhalt geboten sein wird. Bis dahin könne noch viel passieren. In diesem Zusammenhang erscheint es brisant, dass sich in der Nähe der REMONDIS-Liegenschaften zwei Lebensmittel-Produktionsbetriebe (Wurstwaren und Schokolade) befinden, Bislang hat sich noch keine Schabe dort blicken lassen. Bislang… denn es ist bekannt, dass sich Kakerlaken geradezu explosionsartig vermehren. Besonders bei wärmeren Wetter. Hinzu kommt, dass die achaktiven und bltzschnell laufenden Schädlinge Weltmeister im Verstecken sind.
Problem schon länger bekannt

Symbolbild: Kalerlaken nach einer Schädlingsbekämpfungsaktion im Hospital Nacional Guido Valadares, Dili Osttimor. Foto: Ministerio da Saude Timor-Leste, Quelle: Wikipedia –
Das Problem der „außergewöhnlich hohen Population der Deutschen Schabe“ ist im Übrigen schon länger bekannt. Bereits am 15, August schloss der Ortsverband Osnabrück der Bundesanstalt Technischen Hilfswerkes seinen Dienstsitz, die sich gleichfalls in dem Gewerbegebiet und von der REMONDIS-Liegenschaft umgeben ist. Aus gutem Grund, denn die Schädlinge hatten sich in Dienstkleidung und Schuhen eingenistet. Außerdem gelten sie, zum Beispiel von Salmonellen als Überträger von ernsthaften Krankheiten. Ein Weiterbetrieb ist deshalb nicht mehr verantwortbar gewesen. Der THW-Ortsverband ist derzeit als „nicht einsatzfähig“ gemeldet. Niemand kann sagen, wie lange dieser Zustand anhalten wird. Doch es gibt viele Anlieger, die sich nicht wenig darüber wundern, dass erst jetzt, mehr als einen Monat später, konkrete Maßnahmen getroffen werden. So als wäre die Schaben-Schwemme erst gestern zu Tage getreten.
Wachleute mit Gamaschen
Dass etwas im Busche ist, war für die Nachbarn von REMIONDIS ohnehin unübersehbar gewesen. Seit Ende August ruht der Betrieb auf dem Hafen-Standort. „Wachleute, die weiße Gamaschen über ihre Schuhe gezogen hatten, patrouillierten vor dem Werksgelände. Auskünfte gaben sie nicht. Auch das Unternehmen reagierte auf Nachfragen kurz angebunden“, schreibt Wilfried Hinrichs, Leitender Redakteur Lokales der Neuen Osnabrücker Zeitung. Nach seinen Angaben hat ein REMONDIS-Mitarbeiter auf Anfrage erklärt, die Geschäftsleitung habe kein Interesse, mit dem Medien zu sprechen. Man muss REMONDIS zugutehalten, dass der Schaben—Befall kaum zu den guten Nachrichten zu zählen ist, die man in Lünen, dem Hauptsitz des Konzerns so liebt. Doch mit professioneller Pressearbeit hat das noch nicht einmal Rande zu tun.,
Ab heute rollen Lkw
Schließlich entschloss sich REMONDIS, doch etwas verlauten zu lassen. Gegenüber NOZ-Redakteur Hinrichs erklärte ein Sprecher, dass am heutigen Montag der erste Lastkraftwagen den Hafen-Standort in Richtung MVA verlassen werde, Dies nach einem mehrstufigen Desinfektionsprogramm, wie die NOZ schreibt, Die Lkw fahren zunächst auf ein mit Desinfektionsmitteln besprühtes Vlies, das vor den Lagerboxen ausgelegt ist. Beim Laden und Entladen wird das Abfallgut mit Insektiziden besprüht. Bevor die Fahrzeuge vom Platz rollen, bekommen auch die Reifen ihr Quantum Insektizid.
Bei REMONDIS in Osnabrück werden vor allen Abfälle und Wertstoffe aus Gewerbebetrieben behandelt, Bis 2021 wurde der Standort von dem Unternehmen Levine Industrieentsorgung und Rohstoffrecycling betrieben.
Dieser Beitrag basiert in wesentlichen Teilen auf Artikeln, die der Leitende Redakteur Lokales Winfried Hinrichs in der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) unter anderem am 15. September veröffentlicht hat.
Oberstes Bild: Auch in Haushalten treten sie zuweilen in Erscheinung. Kakerlaken, auch Deutsche Schabe genannt. Aber wehe, wenn sie in Massen größere Gebiete befallen. Fozo: CC BY-SA 3.0
Links zu den Artikeln (zum Teil Abo-pflichtig) ,
https://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/kakerlaken-alarm-in-osnabruecker-firma-stadt-reagiert-sofort-45503502
Hinterlasse eine Antwort
Sie müssen... (sein)angemeldet sein um einen Kommentar zu schreiben.