Auch Standorte in Belgien, Niederlande und Luxemburg stehen zur Disposition
Der Verkauf der deutschen SUEZ-Sparte nimmt konkrete Formen an. Nach EM-Informationen ist die Transaktion in Paris, dem Hauptsitz der SUEZ S.A., bereits eine beschlossene Sache. Inzwischen wurde bekannt, dass auch die Entsorgungsstandorte in den Benelux-Staaten (Belgien, Niederlande und Luxemburg zur Disposition stehen.
Eigentlich sollte der Verkauf schon Ende Juli, spätestens Anfang August, abgeschlossen sein. Vermutlich hängt die Verzögerung damit zusammen, dass die Schwarz Gruppe, deren duales System PreZero Dual sich erklärtermaßen europaweit entwickeln soll, möglicherweise auch an den Standorten in den Benelux-Staaten Interesse hat. Hier könnte eine Interessenkollision mit dem REMONDIS-Konzern vorliegen, der offenbar speziell SUEZ Niederlande im Fokus hat, aber auch Belgien und Luxemburg übernehmen würde. Nach EM-Informationen sollen auch „Heuschrecken“, die immer bei solchen Deals an die Verkäufertüren klopfen, zu den Mitbietern gehören.
Bei den sich abzeichnenden SUEZ-Verkäufen handelt sich aber nicht um „Notverkäufe“. Denn in Deutschland und den Benelux-Ländern erwiesen sich die nationalen Dependancen als Aktivposten und als ruhende Pole mit weitestgehend stabilen Umsätzen. Dennoch gilt Deutschland nicht nur aus Pariser Sicht in puncto Entsorgung als schwieriger Markt. In Belgien lasse sich dagegen mit der Entsorgung richtig Geld verdienen, so ein Branchenkenner.
Grund für den Verkauf ist eher, dass der weltweit tätige SUEZ-Konzern unternehmensweit einen drastischen Umsatz- und Gewinneinbruch im Entsorgungs- und Recyclingbereich („Recycling & Recovery“) im 1. Halbjahr 2020 erlitten hat. Das hat die französischen Konzernherren nervös werden lassen. Die Rückgänge betrugen rund 2,9 Milliarden Euro oder neun Prozent. Hauptursache ist die Corona-Krise. Solche global verbreiteten „Tatarenmeldungen“ lassen nachvollziehbarer Weise auch die Nervosität der Aktionäre ansteigen.
Nach EM-Information ist das „Denkmodell“ eines Eigentümerwechsels keineswegs neu. Vorverhandlungen soll es schon länger gegeben haben. Auf Deutschland bezogen, hat aber selbst der expansionsfreudige REMONDIS-Konzern nach den bitteren Erfahrungen mit dem „Grünen Punkt dankend abgelehnt. Auch andere deutsche Marktteilnehmer hatten wohl mit Blick auf das Kartellrecht abgewunken. Und für kleinere Unternehmen war der kolportierte Kaufpreis schlicht unfinanzierbar.
Die Schwarz Gruppe, die als potenzieller Käufer gehandelt wird, ist dagegen im Entsorgungsbereich bislang nur mit Ex-Tönsmeier und kleineren Zukäufen in Erscheinung getreten. Mit seinem eigenen dualen System PreZero Dual hat der Konzern aus Neckarsulm die operative Phase noch nicht erreicht. Der Start wird wohl erst 2021 erfolgen, wenn auch schon akquiriert wird. Das auf Marktdominanz und einen funktionierenden Wettbewerb fokussierte Bundeskartellamt würde im Falle der Lidl- und Kaufland-Betreiber vermutlich keine erdrückende Marktmacht erkennen. Denn Europas größter Einzelhändler, der gerade erst viele Real-Filialen an Land gezogen hat, ist überwiegend in anderen Geschäftsbereichen unterwegs. Anders als ein Unternehmen mit überwiegendem Entsorgungsgeschäft.
Aus Paris verlautet, dass erste Verträge bereits in den kommenden Wochen geschlossen werden sollen. „Erste Verträge“, diese Wortwahl deutet darauf hin, dass die SUEZ-Entsorgungssparten Deutschland und Benelux eventuell in kartellrechtlich bekömmlichen Paketen verkauft werden könnte. Vielleicht bezieht es sich aber auch auf getrennte Transaktionen in Deutschland den Benelux-Ländern. Für finale Aussagen ist es aber noch zu früh. Erkennbar ist derzeit aber, dass hinter den verschlossenen Türen des SUEZ-Konzerns Optimismus und Verkaufszuversicht herrscht. Es sei „der Sack zugemacht worden“, ist zu hören.
Für die Schwarz Gruppe wäre der gänzliche oder teilweise SUEZ-Deutschland-Erwerb ein wichtiger Zugewinn. Die hiesige Dependance ist nach REMONDIS und ALBA die Nummer 3 in Deutschland. Die in Wesseling bei Köln residierende GmbH ist als Komplettdienstleister in den Bereichen Abfallsammlung, Abfallverwertung und Abfallfallmanagement-Beratung unterwegs.
Die 100-prozentige SUEZ- Tochter BellandVision, die mittlerweile zur Nummer 1 unter den deutschen Rücknahmesystemen aufgestiegen ist, steht derweil nicht zur Disposition. Sie gilt in Paris als wichtiger Umsatzbringer und ist deshalb bei allen Verkaufsabsichten außen vor.
khg
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