“Brandstiftende“ Batterien / Veolia-Park passé / EU-Unterstützung für DSD-Projekt / Leipzig „Umweltbewusst einkaufen“ / Das “Plakat-Politikum” von Potsdam
Lithium-Batterien im Restmüll seien die Hauptursache für zahlreiche Brände in Abfallbehandlungsanlagen. Das ergaben nach Mitteilung des Verbandes Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) Daten aus dem Forschungsprojekt BatSAFE der Montanuniversität Leoben (Steiermark, Republik Österreich) unter Leitung von Professor Roland Pomberger.
Der Wissenschaftler warnt: „Lithium-Batterien dürfen nicht in den Restmüll. Das muss jeder wissen, der Produkte mit Lithium-Batterien nützt. Sonst wird es jedes Jahr mehr Brände geben. Das will ich mir erst gar nicht vorstellen.“ Bis zu 70 „potenzielle Brandunfälle“ pro Jahr seien schon heute den massenhaft verbreiteten Energiespendern zuzuschreiben. Der Brandschaden ist gigantisch und wird von den Entsorgern auf insgesamt 100 Millionen Euro geschätzt.
Allein in Österreich landeten rund 700.000 Lithium-Batterien im Restmüll, statt in den dafür vorgesehenen Sammelstellen, macht VOEB-Präsident Hans Roth deutlich. Bis zum Jahr 2025 könnte diese Anzahl auf bis zu drei Millionen steigen. „Lithium-Batterien im Restmüll sind für uns eine Katastrophe“, so der Verbandspräsident. Für unsere Mitgliedsbetriebe sind die Brände abseits von einem finanziellen Desaster auch ein enormes Sicherheitsthema, denn dort arbeiten Menschen, die sich täglich einer großen Gefahr aussetzen. Das kann so nicht weitergehen.“
Nach VOEB-Angaben finden sich Lithium-Batterien unter anderem in Handys, Laptops, E-Bikes, Akkubohrern, Drohnen und blinkenden Kinderschuhen:. Winzige Schäden reichten aus, um ihr Brandrisiko deutlich zu erhöhen. Nicht nur bei den Abfallentsorgern, ebenso im Handel und in privaten Haushalten, wo sie gleichfalls eine massive Gefahrenquelle darstellen.
Der VOEB kämpft nach Eigenangaben seit Jahren mit zunehmenden Bränden in den Mitgliedsbetrieben. „Unsere Betriebe sind die Leidtragenden einer Entwicklung, für die wir nicht verantwortlich sind. Vielmehr investieren wir seit Jahren in Recycling und bemühen uns, die Ressourcenwirtschaft zu fördern. Aber Lithium-Batterien im Restmüll führen zu Schäden in Millionenhöhe, abgebrannte Betriebe müssen ganz von vorne anfangen.“ Diese Investitionen, aber auch weitere Vorsorgemaßnahmen führen zu Kostenerhöhungen von rund einem Viertel zu den heutigen Preisen. „
Eine Lösung des Problems könne nur gemeinsam mit allen Beteiligten gefunden werden, so Professor Pomberger. Dazu gehören die Herstellerfirmen, die Bevölkerung und die Abfallentsorger. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen allerdings müsse die Politik schaffen. „Eine Sammelquote von 80, 90 Prozent könnte das Problem relativ leicht aus der Welt schaffen“, so Pomberger überzeugt, der sich allerdings skeptisch zeigt, ob dies erreichbar ist. Derzeit liege die gesetzlich vorgeschriebene Quote nur bei 45 Prozent. Gesammelt wird rund die Hälfte aller im Umlauf gebrachten Batterien, Tendenz leicht fallend.
voeb/nic
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Für die bisherige Veolia-Bühne im Hofwiesenpark Gera wird ein neuer Name gesucht. Der Grund: Zum Jahresende läuft der Sponsoringvertrag mit dem bisherigen Bühnen-Namensgeber Veolia aus.
khg
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Wie das Duale System Deutschland (DSD) mitteilt, fördert die Europäische Union das Programm “LIFE PEPPCYCLE” des jüngst von REMONDIS übernommenen Unternehmens. Das DSD Projekt unterstütze die EU-Kunststoffstrategie und den Aktionsplan der EU zur Kreislaufwirtschaft, es trage außerdem dazu bei, die Ziele der Klimapolitik bis 2030 zu erreichen, begründete laut DSD die Europäische Kommission die Entscheidung.
Im Rahmen von PEPPCYCLE plant der Grüne Punkt laut Presseerklärung eine großtechnische Anlage zum hochwertigen Recycling von Verpackungsabfällen aus dem Gelben Sack beziehungsweise der Gelben Tonne. Im Endausbau würde die Anlage insgesamt ca. 36.000 Tonnen hochwertige Rezyklate im Jahr herstellen. Die erzeugten Rezyklate – vornehmlich Polyethylen hoher Dichte (HDPE) und Polypropylen (PP) – erreichten eine zu neuen Kunststoffen vergleichbare Qualität und eignen sich daher unter anderem zur Herstellung von neuen Verkaufsverpackungen.
„Mit diesem Projekt können wir zum ersten Mal im größeren Maßstab den Kreislauf für Verpackungskunststoffe schließen“, so Dr. Markus Helftewes, Geschäftsführer des Grünen Punkts. „Aus Verpackungsabfällen werden so wieder neue Verpackungen. Dabei sparen wir fossile Ressourcen, Energie und Treibhausgase ein, verglichen mit der Herstellung von neuen Kunststoffen.“
Insgesamt betragen die Investitionskosten der Großanlage in den nächsten fünf Jahren ca. 38 Mio. €. Die LIFE-Förderung durch die Europäische Union umfasst 4,07 Millionen Euro an Projektkosten bis 2022. Die Entscheidung über den Standort der neuen Anlage steht noch aus.
Die positive Entscheidung der EU bedeute nicht nur eine wichtige finanzielle Förderung, sondern ist vor allem eine überaus bedeutende Würdigung des Projekts“, erklärte dazu Michael Wiener, CEO des Grünen Punkts. PEPPCYCLE sei damit als „zukunftsweisende Technologie für die Kreislaufwirtschaft anerkannt.“
Voraussetzung für den Start des Projekts sei allerdings der Abschluss entsprechender Abnahmeverträge: „Ohne Kunden für die hergestellten Rezyklate macht die Investition keinen Sinn“, betont Wiener. „Die Industrie ist jetzt ihrerseits gefragt, die Rezyklate einzusetzen und das Projekt dadurch zu unterstützen.“
Insgesamt betragen die Investitionskosten der Großanlage in den nächsten fünf Jahren ca. 38 Mio. €. Die LIFE-Förderung durch die Europäische Union umfasst 4,07 Millionen Euro an Projektkosten bis 2022. Die Entscheidung über den Standort der neuen Anlage steht noch aus.
dsd/bem
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„Umweltbewusst einkaufen“, unter diesem Motto steht eine Aktion des Eigenbetriebes Stadtreinigung Leipzig und des Zweckverband Abfallwirtschaft Westsachsen (ZAW) am Sonnabend, 17. November 2018, von 10 bis 16 Uhr. Am Aktionsstand an der Petersstraße, Ecke Schillerstraße, werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der kommunalen Unternehmen an alltäglichen Produkten zeigen, wie jeder Einzelne abfallarm einkaufen kann. „Obst und Gemüse ohne Verpackung, Getränke in Mehrwegflaschen und Stoffbeutel statt Kunststofftüte: Wer bewusst einkauft, vermeidet Abfall und schont so wertvolle Ressourcen“ teilt dazu die Stadtreinigung Leipzig mit.
Passanten erfahren vor Ort auch, wo sie alte Medikamente und andere schadstoffhaltige Abfälle entsorgen können. Mit am Stand sind auch die Aktivisten der Organisation Ökolöwen – Umweltbund Leipzig e.V., die Papiertüten für eine saubere Bioabfallsammlung verteilen werden.
Die Aktion findet im Rahmen der Europäischen Woche der Abfallvermeidung statt, die in diesem Jahr unter dem Motto „Bewusst konsumieren – richtig entsorgen“ steht. Ziel ist es, bei Bürgerinnen und Bürgern das Bewusstsein zu wecken, umweltfreundlicher zu handeln.
sz/bem
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Ein sicherlich nicht mit allzu viel diplomatischem Geschick formulierter Hinweis auf die geltende Rechtslage ist in Potsdam zum Politikum geworden. Die kritisierten Stadtwerke der brandenburgischen Hauptstadt haben jetzt dazu Stellung bezogen.
Der Hergang: Ein linksorientiertes Bündnis hatte beantragt, in der brandenburgischen Landeshauptstadt Plakate, die an Täter- und Opferorte der Reichsprogromnacht erinnern sollen, an Laternenmasten anzubringen zu lassen. Die Stadtwerke-Tochter Stadtbeleuchtung Potsdam hatte dies mit dem Hinweis abgelehnt, dass es laut Stadtordnung untersagt sei, „zusätzliche Komponenten, die nicht dem Zweck der Straßenbeleuchtung (…) dienen“, ist nicht gestattet. „Wir beabsichtigen daher nicht, Plakate anzubringen und werden es auch anderen nicht gestatten”, heißt es wörtlich im Ablehnungsbescheid.
„Es scheint in diesem stadteigenen Unternehmen weder Anstand noch auch nur ein Fünkchen historischen Sachverstand zu geben”, übte daraufhin laut rbb24 Melyssa Diedrich von der Emanzipatorischen Antifa Potsdam (EAP) heftige Kritik.
Jetzt haben die Stadtwerke Potsdam reagiert. „Wir sind uns bewusst, wie wichtig und wertvoll die Erinnerung an die dunkelsten Stunden der deutschen Geschichte ist. Der gesamte Verbund der Stadtwerke Potsdam, so auch die Stadtwerketochter „Stadtbeleuchtung Potsdam GmbH“ steht für Erinnerungskultur, Toleranz und Offenheit in unserer Stadt. Erst kürzlich haben wir den Antrag gestellt, in das Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“ aufgenommen zu werden. Zur Beschwerde über die Stadtbeleuchtung wegen einer Ablehnung der Plakatierung zur Reichspogromnacht an mehreren Potsdamer Beleuchtungsmasten muss jedoch folgendes erklärt werden: Die Stadtbeleuchtung Potsdam kann grundsätzlich keine Plakatierung an Beleuchtungsmasten gestatten. Grund dafür ist die gültige Rechtslage, sowohl nach Vorgaben der Landeshauptstadt Potsdam als auch nach Landesrecht. Danach ist eine Plakatierung an Beleuchtungsmasten nur in Ausnahmefällen zulässig. Dazu zählen Wahlwerbung, Volksabstimmungen und Bürgerbefragungen entsprechend einer Allgemeinverfügung des Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung (,,,) In der Stadtordnung der Landeshauptstadt Potsdam ist zudem definiert, dass es untersagt ist, „unbefugt Plakate, Anschläge, Schilder, Beschriftungen, Plakatständer oder andere Werbemittel jeder Art anzubringen, aufzustellen, anbringen zu lassen oder aufstellen zu lassen, sowie jemanden anderweitig zu den vorgenannten Handlungen zu veranlassen“.
Dem ggf. noch nachvollziehbar zu äußernden Wunsch der Stadt Potsdam dennoch Plakate an einzelnen ausgewählten Beleuchtungsmasten anbringen zu lassen, wird sich die Stadtbeleuchtung Potsdam GmbH als Dienstleisterin und Vertragspartnerin der Stadt unter Berücksichtigung technischer Sicherheitsvorschriften (z. B. Größe und Gewicht von Plakaten) jedoch nicht verschließen.
Alternativ dazu seien die Stadtwerke Potsdam GmbH gerne bereit, Initiatoren eine begrenzte Anzahl von Plakat-Ständern zur Aufstellung unabhängig von Laternenmasten zur Verfügung zu stellen, wenn dies auch der Wunsch der Landeshauptstadt Potsdam ist.
Kurzum: „Wir machen, was die Stadtverwaltung möchte (…)“, so Göran Böhm, Leiter Unternehmenskommunikation Stadtwerke Potsdam.
gb/bem
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