Brancheninfo aktuell 31-02/2021

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Brancheninfo aktuell 31-02/2021 150 150 Klaus Henning Glitza

VOEB wirft wichtige Frage auf: Was passiert nach der letzten Fahrt der E-Fahrzeuge?

 

Wenn wir Elektromobilität wollen, dann müssen wir auch darüber nachdenken, was mit E-Fahrzeugen am Ende ihres Lebenszyklus passiert“, weist Gaby Jüly, Präsidentin des Verbandes Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) VOEB, auf ein bislang ungelöstes Problem hin. 

Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge sind weitestgehend  emissionsfrei im Fahrbetrieb- doch was kommt nach der letzten Fahrt? Diese wichtige Frage wirft der  VOEB auf und fordert die dringende Anpassung der notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen im Umgang mit Elektro-Altfahrzeugen.

Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge  verzeichnen  eine enorme Wachstumsrate von 40 Prozent, Tendenz steigend. Laut aktuellen Zahlen der Statistik Austria hatte rund jedes fünfte in Österreich zugelassene Fahrzeug im Zeitraum Januar (Jänner) bis November 2020 bereits einen Elektro- beziehungsweise Hybrid-Antrieb. Doch weder  Entsorgung noch Recycling dieser Art von Fahrzeugen  – insbesondere der Umgang mit der Antriebsbatterie –sei ausreichend geregelt, beklagt der Verband.

 Der Tesla-Unfall in Tirol im Oktober 2019 habe das das Thema erstmals in das Blickfeld der Öffentlichkeit gebracht: „Wie werden elektrobetriebene Fahrzeuge sicher und fachmännisch entsorgt und recycelt? Und zwar nicht nur nach einem Unfall, sondern ganz allgemein?“, sei aus Sicht des Verbandes eine Frage, die nach wie vor im Raum stehe.

„Wir müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen dringend anpassen. Sowohl der Umgang mit alten als auch verunglückten Elektroautos sowie das Recycling der Batterie müssen einheitlichen Bestimmungen unterliegen, die langfristig Sinn machen und EU-weit gültig sind“, sagt Gaby Jüly, Präsidentin des VOEB:

Anfang 2020 wurde nach Angaben des Verbandes mit den betroffenen Herstellern und Importeuren vereinbart, dass von den österreichischen Shredderbetrieben Elektro-Altfahrzeuge (E-AFZ) nur ohne Antriebsbatterie übernommen werden. Experten in Fachwerkstätten entfernen nun die Batterie, und die „leeren“ E-AFZ werden zur weiteren Verwertung an die Shredderbetriebe übergeben. Diese Übergangslösung reicht aber angesichts der steigenden Verkaufszahlen von E-Fahrzeugen und Hybridfahrzeugen nicht aus.

Auf europäischer Ebene wird nach VOEB-Angaben gerade an einer Novellierung der Batterie-Verordnung gearbeitet, sie auch den Umgang mit Batterien von Elektro-Fahrzeugen regeln soll. In diesem Zusammenhang regt der Verband an: In Zukunft sollten Antriebsbatterien ebenso wie Fahrzeuge typisiert und die Herkunft der einzelnen Bestandteile zertifiziert werden. So sollte jede einzelne Batterie von der Produktion bis hin zur Entsorgung erfasst und somit eine 100-prozentige  Sammelquote erreicht werden. Des Weiteren sollten einzelnen Bestandteile von Autobatterien aus nachhaltigen Sekundärrohstoffen bestehen, der VOEB fordert 1zwölf Prozent recyceltes Kobalt, 85 Prozent Blei, vier Prozent  Lithium und vier Prozent Nickel bis 2030. Ein weiteres Ziel ist es, beim Recycling der Batterie eine Verwertungsquote von 65 Prozent der Bestandteile zu erreichen.

Zudem müsse der fachmännische Umgang mit alten Elektro- oder Hybrid-Fahrzeugen muss in den Kfz-Werkstätten sichergestellt werden. „Seitens der Wirtschaft gibt es bereits einige Initiativen in diese Richtung, die jedoch gebündelt werden müssen“, stellt Ingenieur Walter Kletzmayr von der ARGE Shredder fest: „Nur so können wir die aktuelle Ausbildungslücke EU-weit schließen und einheitliche Standards für eine fachmännische, sichere und nachhaltige Entsorgung von Elektro-Altfahrzeugen schaffen“, so Kletzmayr.

Auch Einsatz- und Rettungskräfte müssen nach seinen Worten umfassend informiert werden, damit Bergung, Transport, Zwischenlagerung und Demontage von verunglückten Elektrofahrzeugen kein Problem darstellen. „Wenn bei einem Unfall die Komponenten der Antriebsbatterie mit anderen Bestandteilen des Fahrzeuges verschmelzen, ist die Brandgefahr enorm und für die beteiligten Einsatzkräfte sehr gefährlich.“

 Ein Problem ist laut VOEB auch die Entnahme der Batterien, sie keineswegs ein Kinderspiel sei. Nicht nur aufgrund des Gewichts (bis zu 500 Kilogramm!) , sondern weil ihre rund 400 Volt lebensgefährlich sind. Die Entnahme der Batterie bei Hybridfahrzeugen gestalte sich etwas einfacher, mit höchstens 60 Volt und 50 Kilogramm, können das ein bis zwei Personen gemeinsam schaffen.

Nach der Entnahme werden die Batterien von E-Fahrzeugen weiterverwertet, indem sie in einem sogenannten „Second Life“ als Stromspeicher im stationären Bereich zum Einsatz kommen. Ist das nicht der Fall, können in Batterien enthaltene Rohstoffe, wie Lithium, Kobalt, Nickel rückgewonnen und als Sekundärrohstoffe in weiteren Herstellungsprozessen eingesetzt werden.

Der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe  (über 250 Mitgliedsunternehmen) ist die Interessenvertretung der privatwirtschaftlichen Entsorgungsbetriebe in Österreich.

DaKr/rd

 

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