Erstmals Empfehlungen für Rückbau und Recycling von Windenergieanlagen (WEA)
Für den Rückbau und das Recycling von Windenergieanlagen (WEA) gibt es erstmals offizielle Empfehlungen, die heute vom Deutschen Institut für Normung e. V. als DIN SPEC 4866 unter dem Titel „Nachhaltiger Rückbau, Demontage, Recycling und Verwertung von Windenergieanlagen“ veröffentlicht wurden. Dies teilt Veolia Deutschland mit.
Nach diesen Angaben hat ein Konsortium aus 25 Unternehmen auf Initiative der Industrievereinigung RDR Wind e. V. ein Jahr lang dieses Dokument erarbeitet. das künftig als Branchenstandard gelten soll. Dazu gehörten Fachleute aus der Windenergiebranche, Recycling-Experten, Wissenschaftler sowie Mitarbeiter von Behörden wie beispielsweise dem Umweltbundesamt.
Hintergrund dieser von Veolia auf der IFAT 2018 öffentlich eingeforderten Richtlinie ist, dass auf die deutsche Windenergiebranche ab 2021 eine Rückbauwelle zukommt. „Etwa 30.000 Windenergieanlagen drehen sich derzeit auf Wiesen und Feldern in ganz Deutschland – und jede zweite wird in den kommenden zehn Jahren das Ende ihrer Lebensdauer erreichen, weil sie entweder am Ende ihrer Laufzeit angekommen sind oder sich der Weiterbetrieb wirtschaftlich nicht mehr lohnt“, so Veolia. Bereits zum Jahreswechsel 2020/2021 endete für etwa 5.200 Windenergieanlagen die 20-jährige Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), weitere 8.000 Windenergieanlagen folgen bis Ende 2025. Ein Teil dieser Windenergieanlagen werde bereits vorzeitig im Rahmen eines Repowering ersetzt, andere werden über die Förderperiode hinaus weiterbetrieben.
Einen Standard oder eine Norm für die Demontage und das Recycling von Windenergieanlagen gab es bisher weder in Deutschland noch in Europa. In dem 26-seitigen Leitfaden werden Rahmenbedingungen für den gesamten Rückbau-Prozess festgelegt – von der Planung über die Durchführung bis zur Dokumentation. Der neue Branchenstandard ist in deutscher und englischer Sprache kostenfrei über den Beuth Verlag verfügbar und steht damit auch der europäischen Windindustrie sowie den Behörden als Vorlage für eigene Aktivitäten zur Verfügung.
Die DIN SPEC 4866 gibt beispielsweise Empfehlungen, wie die Baustelle gesichert werden muss und welche Qualifikationen die Arbeiter benötigen, die den Rückbau durchführen. Sie beschreibt, wie Rotorblätter, Turm und Gondel zerlegt werden sollten und welche Sicherheitsmaßnahmen notwendig sind, damit keine schädlichen Stoffe in die Umwelt gelangen. Außerdem wird erläutert, welche Bestandteile der Windenergieanlage sich auf welche Weise verwerten lassen, wie der Rückbau dokumentiert werden muss und welche behördlichen Genehmigungen für den Rückbau in welchem Bundesland notwendig sind
.Die Empfehlungen können Betreibern und spezialisierten Unternehmen helfen, Rückbauprojekte zu planen und durchzuführen. Darüber hinaus hilft die DIN SPEC 4866 auch Kommunen und Behörden, den Rückbau zu überwachen und zu beurteilen.
Die RDR Wind e. V. – Industrievereinigung für Repowering, Demontage und Recycling von Windenergieanlagen wurde Ende 2018 in Hannover gegründet, unter anderem mit dem Ziel, erstmalig Branchenstandards als „best practice“ für den Rückbau zu etablieren. Die Recyclingquote von Windenergieanlagen ist bereits jetzt sehr hoch und liegt bei über 90 Prozent. Nur wenn Nachhaltigkeitskriterien auch beim Repowering und Rückbau von Anlagen berücksichtigt würden “treffe das Adjektiv ‚erneuerbar‘ nicht nur auf die produzierte Energie während der Laufzeit des Windparks zu, sondern auch auf die verwendeten Wege und Materialien nach dem Rückbau der Anlagen“, so Dr. Markus Binding, Geschäftsführer der Veolia Umweltservice West. Windenergieanlagenrecycling könnte ein bedeutender Beitrag der Windenergiebranche zur Rückgewinnung wertvoller Ressourcen und damit zur Ressourceneffizienz sein. „Die Kreislaufwirtschaft könnte der Windenergiebranche damit helfen gefährliche Reputationsrisiken in Glaubwürdigkeitszuwächse zu verwandeln und die Energiewende in Deutschland noch ökologischer zu gestalten“, so Dr. Binding.
So sieht das auch Andrea Aschemeyer von der VSB Neue Energien Deutschland GmbH, die das Konsortium zur Erarbeitung der DIN SPEC 4866 geleitet hat. „Bislang gab es kein einheitliches Vorgehen für den Rückbau von Windenergieanlagen“, erläutert Aschemeyer. „Aber bisher gab es auch nur eine überschaubare Zahl von Rückbau-Projekten, weil die meisten Windenergieanlagen in Deutschland noch nicht so alt sind. In den nächsten Jahren kommt allerdings eine Rückbau-Welle auf uns zu – und wir wollen Unternehmen, Behörden und Betreibern helfen, darauf gut vorbereitet zu sein, um den Rückbau und das Recycling von Windenergieanlagen sicher und professionell zu gestalten.“
Der neue Branchenstandard ist in deutscher und englischer Sprache kostenfrei über den Beuth Verlag verfügbar. Die DIN steht damit auch der europäischen Windindustrie sowie den Behörden als eine Vorlage für eigene Aktivitäten zur Verfügung.
VE/rd
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