Brancheninfo 27-05/2020

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Brancheninfo 27-05/2020 150 150 Klaus Henning Glitza

Duales System Deutschland: Kommt jetzt die Familie Edelhoff ins Spiel?

 

Wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, kommt in die festgefahrenen Bemühungen, den Grünen Punkt-Duales System Deutschland (DSD) zu verkaufen, wieder Bewegung. Als neue Interessentengruppe soll die Unternehmerfamilie Edelhoff (Lobbe Holding GmbH & Co KG) aufgetreten sein, ist zu erfahren. Verhandlungen finden aber zurzeit (noch) nicht statt.

Die Lobbe-Gruppe beschäftigt nach Eigenangaben an 44 Standorten rund 1990 Mitarbeiter und erzielte 2018 einen Gesamtumsatz von rund 320 Millionen Euro. Die in Iserlohn ansässige Gruppe betreibt 33 Abfallbehandlungsanlagen und verfügt über einen Fuhrpark von 1.000 Fahrzeugen.

Wenn LOBBE den Grünen Punkt übernehmen sollte würde sich zwar das Kräfteverhältnis auf dem Markt der dualen Systeme verändern, aber die Folge wäre keine annähernd so massive Dominanz wie das bei der Fusion mit dem Entsorgungsriesen REMONDIS der Fall gewesen wäre. Insbesondere würde der hauptsächliche Kritikpunkt der deutschen Wettbewerbsbehörde, im Falle einer Elefantenhochzeit wäre es zu einer marktbeherrschenden Stellung im Glasrecycling gekommen, keine Bedeutung haben. Dass DSD erhebliche Markanteile eingebüßt hat -aus dem einstigen Primus mit rund 40 Prozent ist vor allem durch den ALDI-Verlust ein Zweitplatzierter mit 17 Prozent geworden- könnte für LOBBE einen handfesten Vorteil darstellen. Statt einer Mega-Hochzeit der Giganten würde eine „Mittelstandsehe“ auf der Agenda stehen.

Für die LOBBE-Gruppe zählt REMONDIS nicht zu den Feindbildern. Die Unternehmerpersönlichkeiten Norbert Rethmann und Gustav Dieter Edelhoff gehören einer Generation an und blicken gleichermaßen auf eine sehr ähnliche Vita zurück. Beim Verlauf von Tönsmeier, wo bekanntermaßen die Schwarz-Gruppe mit ihrer Tochter PreZero das Rennen machte, trat REMONDIS gemeinsam mit LOBBE als Interessent auf. Auch bei anderen geschäftlichen Transaktionen, zum Beispiel in Osteuropa, hat man sich auf Gemeinsamkeiten besonnen.

Möglicherweise gut für LOBBE: DSD ist nach EM-Informationen günstiger geworden. Wie berichtet, ist REMONDIS vertragsgemäß zu einer Breakup-Fee in zweistelliger Millionenhöhe verpflichtet. Auch die geringeren Marktanteile nach Verlust des größten Kunden ALDI könnte sich kaufpreisreduzierend auswirken.

Für REMONDIS war das DSD-Abenteuer dagegen eine „teure Suppe“. Mitsamt Fee sowie Anwalts- und Gerichtskosten taxieren Insider den Verlust mit deutlich über 30 Millionen Euro. Für einen Mittelständler wäre das ein großes, möglicherweise existenzbedrohendes Problem. Nicht aber für einen Milliarden umsetzenden „Global Player“, in dessen Reihen schon einmal der Begriff „Peanuts“ fallen soll.

khg

 

 

 

 

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