Eine aktuelle VOEB-Studie belegt: Lebensmittelverschwendung geht den Bürgern gegen den Strich
Es gibt eine Diskrepanz, wie sie krasser und unethischer nicht sein kann: „Weltweit werden laut UNO ein Drittel aller Lebensmittel weggeworfen. Auf der anderen Seite hatten 2017 821 Millionen Menschen zu wenig zu essen“. Diese nachdenklich stimmenden Worte von Nachhaltigkeitsministern Elisabeth Köstinger waren es unter anderem, die den Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) zu einer Studie über das Einkaufsverhalten und die Kochgewohnheiten der Österreicher motiviert haben.
Das positive Ergebnis zuerst: Der Mehrheit der Österreicher ist der sorgsame Umgang mit Lebensmitteln ein wichtiges Anliegen. 80 Prozent achten genau auf die Lagerung von Lebensmitteln, und insbesondere bei Obst und Gemüse darauf, diese rechtzeitig zu essen, bevor sie verderben. Drei Viertel heben Speisereste auf, um sie zu einem späteren Zeitpunkt zu essen. Das Ablaufdatum hat für 67 Prozent der Befragten keine Relevanz – weggeschmissen wird nur, wenn etwas wirklich schlecht ist. Dabei liegt vor allem Österreichern über 60 Jahren der achtsame Umgang mit Lebensmitteln besonders am Herzen.

Wenn es nur die braun gewordene Banane wäre…. Tatsächlich aber werden viele noch genießbare Lebensmittel einfach weggeworfen, weil der Begriff Mindesthaltbarkeit falsch definiert wird. Eine Studie des österreichischen Verbandes VOEB hat interessante Ergebnisse zutage befördert. Foto. Timo Klostermeier / pixelio.de
Wermutstropfen: Bei jungen Menschen herrscht deutlicher Aufholbedarf. Während ältere Befragte das Haus ohne Einkaufszettel nicht verlassen, in der Regel eine Kühltasche mitnehmen und beim Einkaufen sehr genau auf das Ablaufdatum schauen, gehen jüngere Befragte unter 30 offensichtlich weniger achtsam mit Lebensmitteln um. Sie kochen seltener Speisen wie Suppen oder Aufläufe, die länger haltbar sind und legen kaum Wert auf ein einheitliches Essen für die gesamte Familie, damit weniger Reste übrigbleiben.
Nur 36 Prozent der Österreicher stimmen dagegen der Aussage zu, dass man Essen schon allein aus ethischen Gründen nicht wegwerfen soll – bei den über 60-Jährigen sind es allerdings 59 Prozent. Für jeden vierten Befragten ist klar, dass er durch das Vermeiden von Food Waste Geld einspart. Rund 20 Prozent haben ein schlechtes Gewissen, weitere sieben Prozent denken dabei an die Umwelt. Gefragt nach den Verantwortlichen, die gegen Lebensmittelverschwendung vorgehen müssen, nehmen sich zwei Drittel der Befragten durchaus selbst an der Nase. Tatsächlich gehen 42 Prozent aller weggeworfenen Lebensmittel auf das Konto der privaten Haushalte. Aber auch Handel, Lebensmittelproduzenten, Wirtschaft und die Regierung sollten sich für den sorgsamen Umgang mit Lebensmitteln engagieren.
Der VOEB nimmt nach Eigenangaben seine gesellschaftliche Verantwortung im Bereich Müllreduktion sehr ernst und weist stets darauf hin, auch Lebensmittelabfälle zu reduzieren: „Wenn aber einmal doch etwas weggeworfen werden muss, dann bitte richtig – und die Biotonne nützen! Denn biogener Abfall ist eine wesentliche Ressource und bringt sowohl ökologischen wie auch wirtschaftlichen Nutzen. So kann daraus wertvoller Dünger hergestellt und mit der gezielten Trennung von Bio- und Restmüll jährlich rund 25 Millionen Euro für die Bürger eingespart werden“, so der Appell von Hans Roth, Präsident des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB).
Das Ziel, die Lebensmittelverschwendung entscheidend zu reduzieren, wird von einem breiten Bündnis unterstützt. Wichtige Ansprechpartner beim Thema Lebensmittelverschwendung sind nach Angaben der VOEB-Geschäftsführerin Mag. Daisy Kroker die Kommunen. Gemeinden und vor allem die Gemeindeabfallverbände arbeiteten mit Bund und Ländern intensiv zusammen und hätten in den letzten Jahren erfolgreiche Aufklärungs- und Informationsarbeit geleistet, zum Beispiel mit zahlreichen Broschüren. Auch der österreichische Städtebund ist nach VOEB-Angaben überzeugt, dass ein großer Teil der weggeworfenen Lebensmittel vermeidbar wäre. Zu den Gründen für die Lebensmittelverschwendung zählen aus seiner Sicht mangelndes Wissen über Haltbarkeit, zu große Verpackungen, fehlendes Problembewusstsein und die Konfusion bezüglich des Mindesthaltbarkeitsdatums.
„Besonders wichtig ist für mich die Zusammenarbeit mit den Kindergärten und Schulen, um schon den Kleinsten den richtigen Umgang mit den Ressourcen der Natur zu lernen und damit auch wieder in die Familien zu tragen. Unsere Gemeinden tragen seit jeher eine große Verantwortung beim nachhaltigen und ressourcenschonenden Umgang mit der Natur“, hat sich Gemeindebund-Präsident Bürgermeister Alfred Riedl positioniert. Dr. Thomas Weninger, Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes, fordert: „Maßnahmen der Politik müssen über die reine Information hinausgehen, eine Kooperation aller beteiligten Akteure entlang der Wertschöpfungskette ist nötig“, fordert Dr. Thomas Weninger, Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes,
Im Rahmen der Studie, die im Auftrag des VOEB im Dezember 2018 durchgeführt wurden 500 Österreicherinnen und Österreicher befragt. In den österreichischen Haushalten landen nach VOEB-Mitteilungen jährlich etwa 206.000 Tonnen im Wert von einer Milliarde Euro an teils genießbaren Lebensmitteln im Müll.
Der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) ist die freiwillige Interessensvertretung der kommerziell geführten Entsorgungsunternehmen in Österreich. Ihm gehören über 220 Mitgliedsunternehmen an, die somit zwei Drittel – gemessen am Umsatz beziehungsweise an den Beschäftigten – der privaten österreichischen Entsorgungsbetriebe repräsentieren.
MK/rd/khg
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